Journalistenpreis
Am 11.12.2010 erhielt die Reportage „Rollis für Afrika“ den mit 10.000 € dotierten Journalistenpreis der Robert Bosch Stiftung in der Kategorie Fernsehen. Stellvertretend für das ganze Team der BildManufaktur nahmen die Autoren den Preis entgegen. Dr. Kurt W. Liedtke (Vorsitzender der Robert Bosch Stiftung), Claudia Nothelle, rbb-Programmdirektorin (Vorsitzende der Jury), Markus Henssler (Autor und Regisseur) Sebastian Georgi (Autor und Kameramann). Mit diesem Preis zeichnet die Robert Bosch Stiftung Autoren hervorragender Medienbeiträge zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ aus. Prämiert werden Beiträge, die beispielhaft darstellen und hinterfragen, wie und warum Menschen freiwillig für sich und für andere Verantwortung übernehmen. Der Wettbewerb wendet sich an Journalisten aus den Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen.
Laudatio
„Rollis für Afrika“ ist eine klassische Reportage, die mich sehr ergriffen hat. Und zwar genau deshalb, weil sie nicht darauf aus ist, „Herzen zu ergreifen“. Dabei hat der Film alle Zutaten für einen rührseligen Herzschmerz-Film: Estevan, ein schwerbehinderter junger Mann, leidet an Spinaler Muskelatrophie. Nur dank einer Titanstange im Rücken kann er überhaupt im Rollstuhl sitzen. Und dieser junge Mann kümmert sich um Behinderte in den Elendsvierteln Afrikas. Es ist üblich geworden, einen solchen Stoff mit emotionaler Musik und der Grabesstimme eines ausdrucksstarken Erzählers zu untermalen, um die Augen zu befeuchten und die Quote zu steigern.
Dass die Filmemacher Markus Henssler und Sebastian Georgi dieser Versuchung widerstanden haben, ist ihr größter Verdienst. Schnörkellos, schonungslos, wahrhaftig und ohne auch nur den leisesten Hauch von Retter- Romantik oder Voyeurismus erzählen sie die Geschichte von Menschen, die anderen helfen. Sie zeigen die Dankbarkeit der Bedürftigen und das Glück des Helfers Estevan ebenso wie die Strapazen der Reise und die oft grausame Realität: Dass die Helfer so manchem über den heißen Wüstensand kriechenden Behinderten keinen Rolli geben, weil es ihm – verkürzt gesagt – „nicht schlecht genug“ geht. Häufig wird den Wohltätern vor Augen geführt, dass ihre Hilfe nur ein kleiner Tropfen auf einem monströs großen heißen Stein ist.
Die Filmemacher von „Rollis für Afrika“ sind ihrem Auftrag gerecht geworden: journalistisch über ein Geschehen zu berichten. Das heißt, mit dem nötigen Abstand, der es ihnen ermöglicht, objektiv zu sein, über Sache und Personen zu informieren. Wo so viele Journalisten heute ihren journalistischen Beruf bloß als Networking und Geschäft ausüben, ist dieser Beitrag ein herausragendes Beispiel für exzellenten Journalismus.
Die Jurymitglieder
Claudia Nothelle, rbb-Programmdirektorin (Vorsitz),
Theo Koll, Leiter der Hauptredaktionen Außenpolitik sowie Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik des ZDF,
M. Walid Nakschbandi, Geschäftsführer der AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion, Hourvash Pourkian, Vorsitzende der Kulturbrücke Hamburg e.V.
Produktion
Autoren: Markus Henssler, Sebastian Georgi
Regie: Markus Henssler
Kamera: Sebastian Georgi
Ton: Alexander Ott
Schnitt: Mark Heizmann
Produzent: Jürgen Killenberger
Länge: 30 Min
Eine Produktion der BildManufaktur GmbH.
Bilder

