ARD: Reportage / Dokumentation – Die Kriegstreiber von nebenan
TVAuslandDoku / Reportage


Wie der Krieg im Kongo von Deutschland aus gesteuert wurde

Mitten in Deutschland, in Mannheim, soll ein Mann gelebt haben – der Ruander Ignace M. -, der von Deutschland aus  zusammen mit seinem Stellvertreter den Krieg im Kongo gesteuert haben soll. Nun soll ihm, erstmals nach dem neuen Völkerstrafrecht, der Prozess gemacht werden. Die Dokumentarfilmerin Susanne Babila arbeitet in ihrem Film „Die Kriegstreiber von nebenan“ den Fall auf und sprach mit Opfern. Ihr Film wird nach einer Vorabpräsentation in Stuttgart Anfang Mai im Ersten laufen. Ein Fall, der Fragen aufwirft.

Der Ruander Ignace M. war bis zu seiner Verhaftung in Deutschland Präsident und politischer Führer der Hutu-Miliz FDLR, einer der mörderischsten Rebellengruppen, die im Nordosten des Kongo marodiert. Er lebte unbehelligt in Mannheim und soll den Krieg im Kongo per Laptop und Handy gesteuert haben. Auch sein Stellvertreter, Straton M., lebte viele Jahre als netter Nachbar im schwäbischen Neuffen. Der Film von Susanne Babila lässt ihre Opfer zu Wort kommen und fragt, warum deutsche Behörden nicht früher auf Hinweise reagiert haben, die die brutalen Machenschaften der beiden mutmaßlichen Kriegsverbrecher aufdeckten. Und er zeigt, womit sich die Rebellen finanziert haben: mit Gold, Zinn und Coltan, das auch über deutsche Firmen auf den Weltmarkt kommt. Der Prozess soll im Frühsommer im Oberlandesgericht Stuttgart stattfinden. Ein Präzedenzfall für die deutsche Justiz, denn zum ersten Mal wird nach dem neuen Völkerstrafrecht verhandelt

 

Kriegsverbrechen in Afrika

Verbrechen gegen die Menschlichkeit wirft die Anklage des Oberlandesgerichts Stuttgart vor. Dort findet zum ersten Mal in Deutschland ein Kriregsverbrecherprozess nach dem neuen Völkerstrafrecht statt. Angeklagt auch Straton M. , der Stellvertreter des Milizführers. Straton M.lebte viele Jahre als netter Nachbar im schwäbischen Neuffen. Doch hinter der biederen Fassade verbergen sich Rädelsführer eines Besatzungsregimes, die mit Plünderung, sexualisierten Gewalttaten und Hinrichtungen ihre Macht im Ostkongo zu sichern versuchten. Der Film lässt die Opfer zu Wort kommen, Kindersoldaten, junge Mädchen, die vergewaltigt wurden und entwaffnete Söldner des Terrorregimes, die den Angeklagten Ignace M. , ihren ehemaligen Führer, im Kongo getroffen haben.

Warum haben deutsche Behörden nicht früher auf Hinweise reagiert, die die brutalen Machenschaften der beiden mutmasslichen Kriegsverbrecher aufdeckten. Und dieser Film zeigt, womit sich die Rebellen finanziert haben: mit Gold, Zinn und Coltan, das auch über deutsche Firmen auf den Weltmarkt kommt. Ohne die begehrten Rohstoffe klingelt kein Handy, fiepst keine Spielkonsole und flimmert kein Flachbildschirm. Mit dem Erlös finanzierte die Terrororganisation ihren Krieg gegen die Zivilbevölkerung im Kongo.

Massaker, Vergewaltigungen, Plünderungen, kurz Kriegsverbrechen in Afrika sind weit weg – aber die Welt der Elektronik verbindet uns mit dem, was dort geschieht. Und obendrein lebten die Kriegsverbrecher sozusagen Tür an Tür, als harmlose Nachbarn.

Der Prozess soll im Frühsommer im Oberlandesgericht Stuttgart stattfinden. Ein Präzedenzfall für die deutsche Justiz, denn zum ersten Mal wird nach dem neuen Völkerstrafrecht verhandelt.

 

Die Vorabpräsentation dieses für den Südwestrundfunk produzierten Dokumentarfilms findet am Freitag, 15. April 2011, 18 Uhr, im HAUS DES DOKUMENTARFILMS (Mörikestraße 19, Stuttgart) statt. Die Moderation übernimmt Wilhelm Reschl. Die Filmautorin steht anschließend für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei.

Produktion

Produktionsdatum: April 2011

Buch / Regie: Susanne Babila

Kamera: Jürgen Killenberger

2. Kamera / Ton: Till Beckert

 

SWR Stuttgart / BildManufaktur

 

Weitere Informationen

Video in der ARD Mediathek

 

Sendetermine

ARD: MI, 04.05.2011 23:30 Uhr

fb-news