Wie lebt man als Sohn eines der größten Naziverbrecher?
Stephen Sackur besucht Niklas Frank, den 1939 geborenen Sohn von Hans Frank, der als „Schlächter von Polen“ in die Nazi-Geschichte einging. Hans Frank war während des Krieges Generalgouverneur von Polen und maßgeblich an der Vernichtung der Juden beteiligt. Sein herrschaftliches Regiment und seine sadistische Art waren in Polen gefürchtet, 1946 wurde er als einer der Hauptkriegsverbrecher beim Nürnberger Prozess schuldig gesprochen und gehängt.
1987 sorgte Niklas Frank für Aufsehen, als er sich mit schonungsloser Offenheit mit der Geschichte seines Vaters und seiner Familie in dem Buch „Der Vater. Eine Abrechnung“ auseinandersetzte. Besonders kontrovers wurde seine Aussage diskutiert, als Jugendlicher zu der Vorstellung, wie sein Vater gehängt worden sei, aus Hass auf ihn, masturbiert zu haben.“
In weiteren Artikeln, Büchern und Theaterstücken setzt sich der mehrfach ausgezeichnete Journalist und Autor bis heute mit seiner eigenen Geschichte, aber auch der Schuld der Deutschen und ihrer Geschichtsaufarbeitung auf radikale und schonungslose Weise auseinander.
Er selbst sagt: „Wenn man seinen Vater verfolgt, wie ich, wenn man in sein Hirn hineinkriecht, wie ich, wenn man seine Feigheiten studiert, und sie wieder findet, wie ich bei mir, wenn man bei den Recherchen sieht, welch Gierzapfen meine Mutter war, wenn man, wie ich mit ihr, durch die Ghettos fuhr und Pelze auflud aus den jüdischen Geschäften, deren Inhaber fälschlicherweise glaubten, durch Brigitte Frank ihr Leben retten zu können, dann kann aus all dem Leid und Hass zwischen den Leichenbergen nur eines entstehen: Die Groteske.“
PRODUKTION
Produktionsdatum: 19. + 20.04.2017
Moderation: Stephen Sackur (BBC)
Producer: Tama Muru (BBC)
Kamera: Arun Hüttemann, Anska Wagner
Ton: Robin Drescher
Produziert im Auftrag der BBC in Hamburg

