ARD: Weltspiegel – Libyen: Zerrissenes Land
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Obwohl immer weniger koptische Christen in die Kirche in Misrata kommen, will Amir vorerst in Libyen bleiben. Amir sagt, auch einige der jetzt ermordeten Kopten hätten hier gebetet. Man hätte die Gesichter wiedererkannt. Die Kirche zum Heiligen Georg bei Misrata ist das letzte Gotteshaus, das den ägyptischen Kopten in Libyen geblieben ist. Amir zögert noch. Aber viele Ägypter fliehen vor der Terrormiliz IS.“Wir werden uns natürlich wehren. Aber wenn der IS wirklich auch hierher kommt, dann können wir nicht bleiben. Dann werden alle fliehen.“

Heute kommen eine Handvoll Männer zum Gebet. Die Familien bleiben zu Hause – aus Angst. Dabei sind Milizen aus Misrata vor der Kirche stationiert, um das Gotteshaus zu schützen.  Die Männer, die die Kirche schützen, gehören zu Misratas Küstenwache. Denn einen Staat gibt es kaum.

Die Spuren der Revolution von 2011 sind in Misrata noch immer deutlich zu sehen. Aber auch Aufbau. In weiten Teilen des Landes hat die Regierung keine Kontrolle. Deshalb gelangen abertausende Flüchtlinge problemlos an Libyens Küste, wo sie dann Richtung Europa in See stechen. Manchmal finden wir ihre Leichen am Strand, berichtet der Mann von der Küstenwache.

 

Der Terror des sogenannten Islamischen Staates

Das ist es, was koptische Christen fürchten. Amir will trotzdem nicht fliehen, verteidigt die Libyer sogar. Fliehen oder ausharren? Die einen wollen ohnehin nach Europa, die anderen hadern noch, ob sie nicht doch lieber in Libyen bleiben. „Ich gehe erst wenn ich nichts mehr verdiene oder wenn ein Libyer kommt und sagt: Hau ab.“ Amir hofft, dass dieser Tag nie kommen möge. Und dass er seine Schneiderei in Misrata wirklich nur bis zum nächsten Morgen schließen muss – und nicht für immer.

Produktion

Produktionsdatum: März 2015

Autor: Volker Schwenck

Kamera: Jürgen Killenberger

 

ARD-Studio Kairo / BildManufaktur Kairo

 

Weitere Informationen

ARD Pressetext

 

Sendetermine

ARD: SO, 01.03.2015 19:20 Uhr

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