Eine Schlägerei – gefilmt mit dem Handy – Schikanen gegen Schwache, Körperverletzung, Tötung und Mord. Gewalt unter Jugendlichen nimmt zu. Der Themenabend fragt nach den Ursachen der schweren Jugendkriminalität in Europa und nach deren Folgen.
Emilio Calatayud ist Jugendrichter in Granada. Seine Methoden sind mutig und unkonventionell. Junge Gewaltverbrecher lässt er beispielsweise in der Gerichtsmedizin arbeiten oder Spiegel putzen, damit sie sich selbst ins Gesicht sehen müssen. Das Porträt von Lourdes Picareta zeigt einen ungewöhnlichen, kreativen und sehr erfolgreichen Umgang mit dem Phänomen Jugendgewalt.
Der Jugendrichter von Granada, Emilio Calatayud, ist bekannt für seine außergewöhnlichen, unkonventionellen Urteile. Ein junger Gewalttäter, der einem anderen Jugendlichen „eine in die Fresse haut“, lässt er in den Toiletten von staatlichen Einrichtungen Spiegel putzen. Damit er, wie der Richter sagt, „Gelegenheit hat, stets in die eigene ‚Fresse‘ zu schauen“. Einen anderen Jungen, der Motorrad ohne Versicherung fährt, lässt er über Hundert Stunden lang in einer Unfallklinik mit Behinderten arbeiten. Computer-Hacker, die Firmen große Verluste bringen, müssen Gleichaltrige in Informatik unterrichten. Emilio Calatayud lässt die Täter die Tragweite ihrer Taten spüren. Und er versucht zugleich, Lernprozesse in Gang zu setzen – nicht nur bei Bagatelldelikten.
Emilio Calatayud ist nicht nur der prominenteste, sondern auch der erfolgreichste Jugendrichter Spaniens. Er lässt die jungen Täter nach dem Urteilsspruch nicht allein. Er begleitet sie jahrelang, bis sie wieder in die Gesellschaft zurückgefunden und eine Zukunftsperspektive haben. Dabei kann er sich auf die Hilfe eines Teams von 30 Psychologen und Sozialarbeitern stützen. In Granada nennt man Emilio Calatayud deshalb „Padrazo“ – den großen Vater. Er schafft es, dass über 70 Prozent der Jugendlichen, die aufgrund ihrer Straftaten in einer geschlossenen Anstalt landen, nicht rückfällig werden.
Produktion
Produktionsjahr 2008
Regie: Lourdes Picareta
Kamera: Jürgen Killenberger / Andreas Schäfauer
Ton: Marcus Jacobi
SWR / Bildmanufaktur GmbH



